Schultag in der Noller Schlucht
Dissener Gesamtschüler diskutierten mit Experten über den Wolf
Dissen. Einen Thementag rund um den Wolf erlebten Schüler der Hermann-Freye-Gesamtschule am Donnerstag am Lernstandort Noller Schlucht in Dissen. Dabei hatten sie die Möglichkeit viele Fragen an Experten wie Wolfsberater und Schäfer zu stellen.
Das Auftauchen eines Wolfs am Neujahrstag in Glandorf holte das Thema heimisches Raubwild nun vielleicht noch näher an die Schüler aus dem Osnabrücker Südkreis heran. Fragen über Fragen wollten sie beim Expertengespräch, welches nur ein Teil des Wolfstags war, los werden. „Mögen sie Wölfe?“, fragte ein Sechstklässler den Dissener Schäfer Günter Remus.
„Ich mag Wölfe"
Seine Antwort: „Ich mag Wölfe. Sie gehören zu unserer Natur und ich bin überzeugt, dass wir - ja, auch wir Schäfer - mit dem Wolf leben können“. Günter Remus hält seit 25 Jahren Ostpreußische Skudden, eine kleine, robuste Schafrasse die vor zwanzig Jahren beinahe ausgestorben war. Bisher habe er kein Tier durch einen Wolfsriss verloren, wohl aber ein paar Lämmer durch einen frei herum laufenden Schäferhund. Eine Patentlösung dafür, wie man als Schäfer seine Tiere am besten vor dem Wolf schützen könne hatte er nicht parat.
„Die Weide meiner Skudden habe ich mit einem 1,60 Meter hohen Wildgatterzaun umrahmt. Aber ich weiß: rein theoretisch könnte ein Wolf den Zaun überspringen oder eher noch untergraben“, erzählte er den gebannt lauschenden Schülern in der Noller Schlucht. Remus hält die Methode Doppelzaun für recht effektiv in der Abwehr: „Zwei 1,50 Meter hohe Zäune, zwischen ihnen zirka zwei Meter Abstand mit Draht auf dem Boden. Aber aus Kostengründen macht das kaum jemand“.
Was tun, wenn man auf einen Wolff trifft?
Die nächste Schülerfrage ging an den Osnabrücker Wolfsberater Olaf Göpfert: „Was würden Sie tun, wenn Sie im Wald auf einen Wolf treffen?“. Olaf Göpfert sorgte für Staunen im Stuhlkreis als er meinte, dass er sich freuen würde, hätte er doch noch nie einen Wolf in freier Wildbahn gesehen. Er betonte, dass Menschen nicht zum Beuteschema des Wolfs gehören. Rehe seien vielmehr seine Leibspeise. Genau wie andere Wildtiere auch wird sich der Wolf, beim Anblick eines Menschen im Normalfall scheu zurückziehen. Aber es käme auch vor, dass sich insbesondere junge Wölfe aus Neugierde dem Menschen nähern. „Dann würde ich mich so verhalten, wie ich es auch bei einem Hund täte, der mir nicht geheuer ist. Ich mache mich groß, werde laut und gehe dann langsam weg. Das würde sicher reichen um ihn auf Abstand zu halten“.
Fährten und Losung untersucht
Das Thema Wolf ist für die Schüler der Hermann-Freye-Gesamtschule kein Neuland. Bereits seit zwei Monaten beschäftigen sie sich im frei gewählten Profilfach „Umwelt“ mit dem wilden Rückkehrer. Angeleitet von Umweltpädagoge Josef Gebbe, der sich in der internationalen Bildungsinitiative EDU-Wildlife engagiert, beschäftigten sie sich mit dem Lebensraum und Zugverhalten des Wolfs, untersuchten Fährten und Losung und stellten fest, dass es wirklich schwierig ist einige Hunderassen vom Wolf, allein vom Sehen her, zu unterscheiden.
Nachdem die Jugendlichen während der Expertenrunde aufgeregt alle ihr Fragen los wurden, gestalteten sie kreative Plakate zu den drei großen, in Europa vorkommenden Beutegreifern Wolf, Luchs und Bär. Für tierisch viel Spaß sorgte gegen Ende des Wolftags ein Echophon, das in der Wildbahn aufgenommenes Wolfsgeheul abspielte. Aufgabe der Schüler war es, das Geheul möglichst naturgetreu nachzuahmen. Neben Geheul erfüllten nun Lacher den Saal am Lernstandort.
Zusammenleben von großen Beutegreifern und Menschen
Das außergewöhnliche Echophon ist Bestandteil einer großen Palette an Bildungsmaterialien, die das SCHUBZ Umweltbildungszentrum Lüneburg für ihr Projekt EDU-Wildlife zur Verfügung stellt. Jugendliche aus Niedersachsen und Europas „größtem Wolfsland“ Rumänien thematisieren bei EDU-Wildlife das Zusammenleben von großen Beutegreifern und Menschen im internationalen Vergleich. Sowohl im Schulunterricht als auch in Projektwochen und Wildlife-Clubs greifen die Jugendlichen dabei Spannungsfelder auf, tauschen sich international aus und suchen nach Lösungen für ein konfliktärmeres Zusammenleben. Der Lernstandort Noller Schlucht ist eines der Partnerzentren des SCHUBZ und führt EDU-Wildlife auf Nachfrage an Schulen der Region durch. „Wir möchten, dass sich die Jugendlichen dabei Sachverstand aneignen der sich abhebt von den oftmals emotionsgeladenen Diskussionen der Erwachsenen, um damit zu Hause, in der Schule oder an anderen Orten Antworten geben zu können, die andere nicht haben“, betonte Josef Gebbe.
Austausch mit den Jugendlichen aus Rumänien
An der Herrmann-Freye-Gesamtschule lernen die Sechstklässler noch bis Ende Februar mehr über den Wolf. Als weitere Gesprächspartner werden sie Matthias Beckwermerth als Vertreter des BUND treffen, sowie einen Jäger aus dem Osnabrücker Land. Auch der Austausch mit den Jugendlichen aus Rumänien, die seit jeher mit dem Wolf in ihrer Umgebung leben, steht noch an. Das Profil „Umwelt“ läuft danach mit anderen Themenschwerpunkten bis zu den Sommerferien weiter. Danach dürfen die Schüler erneut aus einer Auswahl an Profilen wählen, in denen Partner von außerhalb mit ihrem Expertenwissen den Stundenplan bereichern und neue Aspekte in die Schule tragen.
aus NOZ Medien Fotos: Caroline Hlawatsch